Wie ihr wollt oder was euch gefällt

Lieb‘ doch wen du willst! Unter diesem Motto kann man heute Shakespeares Komödie Wie es euch gefällt aus dem 16. Jahrhundert zusammenfassen. Das Shakespeares Stück nicht wirklich in die Jahre gekommen ist, sondern sich mit bis heute aktuellen Themen auseinandersetzt ist bekannt, die Inszenierung von Christian Schlüter am Theater Bielefeld ist wieder eine besonders gelungene.

Sich verstecken, sich als jemand anders ausgeben, in eine andere Rolle schlüpfen und doch merken, dass man sich selbst nicht ganz ablegen kann. Dieses Motiv ist umfassend in Wie es euch gefällt. Zusätzlich zu dem Wechselspiel, welches in der Handlung verankert ist, spielen in dieser Inszenierung Schauspieler die weiblichen Rollen und Schauspielerinnen. Einzig Orlando de Boys wird von Vincent zur Linden gespielt. Dadurch entsteht eine zusätzliche Ebene der Verwechslung, wenn zum Beispiel Rosalind gespielt von Doğa Gürer, in diesem Moment als Ganymed verkleidet auf der Bühne für Orlando so tut, als wäre sie Rosalind. All diese Verwirrungen führen aber nicht dazu, dass das Publikum nicht mehr folgen kann, sondern fügt sich geschickt in die Handlung hinein. 

 

Das Ensemble beeindruckt sehr mit der Leidenschaft, mit der sie Shakespeares Texte, in der deutschen Fassung von Brasch, vortragen und spielen. Von urkomisch über traurig zu nachdenklich gibt es alle Momente in diesem Stück. Vor allem das Ende stimmt nachdenklich, „Wär‘ ich eine Frau, ich würde alle küssen, wie es mir gefällt, wär‘ ich ein Mann, ich würde laufen, so schnell ich kann. Und wär‘ ich beide, so ging ich aus der Welt“. Mann, Frau. Rosalind, Ganymed. Ist doch eigentlich egal, wer ich bin solange mein Gegenüber die Liebe in mir erkennt. Denn die Moral dieser Ode an die Liebe, eine Liebe die frei sein sollte? Lieb doch wen du willst!

 

Zu sehen ist dieses Stück zum letzten Mal am Sonntag, den 30.06. im Stadttheater.
https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/wie-es-euch-gefaellt.html

 

Text: Leonie