Was auf dieser Bühne geschieht ist gleichzeitig nicht wahr und wahrhaftig

Leonie

Wie viel Fantasie ist gesund? Diese Frage kann man sich stellen, wenn man an Don Quixote denkt.

 

Don Quixote, ein Landadeliger ist ein den Ritterromanen verfallener Leser, der unfähig erscheint, zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden. Er hält sich für einen stolzen Ritter, dem vermeintlich das Schicksal ein kühnes Abenteuer nach dem nächsten zu bestreiten auferlegt. Treu an seiner Seite reitet der nur scheinbar naive Schildknappe Sancho Panza (auch: Sancho Pansa) und versucht, seinen Herrn vor schlimmerem Unheil zu bewahren. Meist enden die Episoden damit, dass Don Quijote verprügelt wird und wenig ruhmreich als „Ritter von der traurigen Gestalt“ auftritt.

Viele kennen vor allem die Passage mit den Windmühlen als Metapher für einen aussichtlosen Kampf, den man gar nicht führen müsste.

Seine Umwelt versucht Don Quixote immer wieder aus seinen Illusionen und Fantasiegespinste auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Doch fragt man sich schon ein wenig, ob nun Don Quixote verrückt ist oder diese Welt einfach nicht für ihn gemacht. Am Ende verbleibt Don Quixote in seiner Welt und seine Mitmenschen lernen damit umzugehen

 

Den über 400 Jahre alten Roman von Cervantes, dem spanischen Nationaldichter, hat Florian Hein in eine Fassung für das Theater gebracht. Es gibt originalgetreue Passagen, aber auch herrliche Stilbrüche in der Sprache, die Don Quixote noch weniger berechenbar werden lassen. Das Bühnenbild und die Kostüme sind bunt und schrill und unterstreichen die Komik der Situationen in die Don Quixote sich begibt.

Was auf dieser Bühne geschieht ist gleichzeitig nicht wahr und wahrhaftig. In diesem Zitat aus dem Stück zeigt sich auch, warum der Stoff von Don Quixote auch heute noch so gut geeignet ist für die Theaterbühne. Das Spiel mit der Wahrheit ist die ureigene Eigenschaft des Theaters. Und diese nutzen die beteiligten Schauspieler*innen perfekt aus. Die über 2 Stunden Spielzeit des Stückes vergehen absolut kurzweilig. Auch die herrlichen Anspielungen auf Popkultur und aktuelle Politik sind super gut in den historischen Stoff eingewoben.

 

Text: Leonie

Fotos: Phillip Ottendörfer (Theater Bielefeld)