Ein Treffer im allgemeinen Schiffe versenken.

Leonie

Warten auf'n Bus: ein Stück über zwei Menschen, die an der Schnittstelle zwischen Zivilisation und absoluten Nirgendwo an einer Bushaltestelle ihr Dasein fristen.

Wenn der zentrale Lebensinhalt das tägliche Treffen mit dem besten Freund an der Bushaltestelle ist, dann weißt du, dass du irgendwo im Nirgendwo gestrandet bist. So geht es auch Ralle und Hannes, zwei Freunde, die sich aus Schulzeiten kennen. Früher haben sie sich hier auf dem Weg zur Arbeit hier getroffen. Heute ist die Arbeit weg, aber die beiden sind immer noch da und warten auf den Bus. Heute aber vor allem wegen der hübschen Busfahrerin in die sie beide verliebt sind.

 

Warten auf’n Bus war ursprünglich eine Fernsehserie des RBB und wird in der Inszenierung von Michael Heicks im Theater am Alten Markt in der Theaterfassung uraufgeführt. Die Komprimierung auf einen 2 Stunden 40 Minuten Theaterabend hat wunderbar funktioniert. Das Stück ist an Stellen urkomisch und an anderen ernst und traurig. Ralle und Hannes stehen stellvertretend für all die Menschen im Osten Deutschlands, die nach der Wende vor allem als Verlierer gesehen wurden und auch viel verloren haben. Behalten haben sie sich vor allem ihren Humor und auch ihre Würde. Die beiden wissen, dass man manchmal auch „einen Moment Goethe sein“ muss, um das Leben zu ertragen, während man irgendwo an der Schnittstelle zwischen Zivilisation und allerletztem Nirgendwo sein Dasein fristet.

 

In Warten auf’n Bus zeigt gelungen eine ostdeutsche Realität, die sich fernab von Theaterbühnen abspielt. Denn das Leben hat kein Spielzeitmotto und für viele Menschen ist die Welt auch keine Bühne. Eine Realität, die zum Teil von großen Ängsten geprägt ist. Hannes und Ralle versuchen aber, nicht unterzugehen, obwohl sie so selten überhaupt wahrgenommen werden. Das Stück steckt voller kleiner Lebensweisheiten, so hat die kluge und hübsche Busfahrerin Katrin völlig recht, wenn sie sagt, dass man Personen, denen man etwas Schlechtes wünscht, wünschen soll, dass sie in großen Zeiten leben mögen. Schließlich sind es die Jahre, die im Geschichtsbuch nicht erwähnt wurden, die wahrscheinlich die schönsten waren. Und während man darauf wartet, dass man im allgemeinen Schiffe versenken, das sich Leben nennt, auch mal einen Treffer landet, muss man nur die Ruhe bewahren und sich selbst nicht verlieren, dann geht es auch irgendwann weiter. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.