Theaterbericht |

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Leonie

Ehekrieg auf der Theaterbühne

Das Stück Wer hat Angst vor Virginia Woolf von Edward Albee stammt aus dem Jahr 1962 und wurde für die aktuelle Spielzeit vom Intendanten Michael Heicks für das Theater Bielefeld inszeniert. Premiere feierte das Stück in Bielefeld am 9. September.

Auf der Bühne sieht man eine Art Wohnzimmer bestückt mit Stühlen und Sesseln, eine Treppe und die Haustür. Die Ästhetik ist in Anlehnung an die Originalzeit des Stückes im Stil der 60er gehalten, aus heutiger Perspektive ist aber vor allem das übermäßige Rauchen ein Zeichen dafür, dass wir uns nicht in unserer Zeit befinden.

 

Das Stück handelt von Martha und George, einem Ehepaar in ihren 50ern und ihren jüngeren Gästen. Martha und George tragen ihren Ehekrieg vor ihren Gästen aus und machen sich zum Teil so sehr fertig, dass das Publikum verschämt wegblickt und man sich fragt: „Das hat sie jetzt nicht wirklich gesagt“. Auch die beiden Gäste werden in die Streitereien und Provokationen einbezogen. Umso mehr erstaunt es am Ende, wenn Martha sagt, dass George der einzige Mann ist, der sie je glücklich gemacht hat.

 

Der Titel des Stückes geht auf das amerikanische Kinderspiel „Who is afraid oft he big bad wolf“ unser „Wer hat Angst vorm bösen Wolf“ zurück. Virginia Woolf wiederum war eine bekannte Essayistin, der Frauenbewegung in den 1920er Jahren in England. Edward Albee soll einmal gesagt haben, dass die Angst vor Virginia Woolf, die Angst davor meint, das eigene Leben ohne Illusionen zu leben.

 

Die vier Schauspieler*innen auf der Bühne in Bielefeld füllen, obwohl so wenige, den Raum komplett aus. Christina Huckle ist als Martha ideal besetzt und spielt die Geringschätzung für ihren Ehemann George, gespielt von Thomas Wehling, so überzeugend, dass man ihn selbst auch schon fast als Loser sieht. Auch Carmen Witt, als Honey, die Ehefrau des Biologieprofessors Nick, spielt ihre Rolle sehr überzeugend. Vor allem als sie beschließt, sich nach diesem Abend an nichts mehr zu erinnern. Denn so überzeugend die Schauspieler*innen agieren und so mitreißend das Stück ist, am Ende fragt man sich inhaltlich schon: Wollte ich das eigentlich alles wissen über Martha und George und ihre Gäste. Manchmal stimmt es halt doch, dass es Wahrheiten gibt, die man lieber nicht wissen wollte, denn man hat eben doch Angst davor das Leben ohne Illusionen zu leben.

 

Text: Leonie

Fotos: Phillip Ottendörfer  - Theater Bielefeld