Theaterbericht |
Von dem was passiert, wenn der Zug nicht kommt

Ein Stück über Freundschaft und die verspätete U-Bahn in New York 1949
Two Women Waiting For… ist ein Stück, bei dem es um den Anfang einer innigen Freundschaft zwischen zwei Frauen geht. Carmen Priego und Christina Huckle füllen in ihrer Darstellung der beiden Ikonen Hannah Arendt und Mary McCarthy den ganzen Saal komplett aus und das minimalistische Bühnenbild unterstützt diese Präsenz noch. Es wirkt an vielen Stellen wirklich wie ein Gespräch zwischen zwei Frauen und nicht wie ein gespieltes Gespräch auf einer Bühne.
Besonders in den Monologen die Carmen Priego als Hannah Arendt führt wird deutlich, wie verkopft die Person Hannah Arendt war. Diese Monologe schaffen es aber auch Hannah Arendts anspruchsvolle philosophische Theorien zu dem Zusammenspiel von Totalitarismus und Antisemitismus recht gut verständlich zusammenzufassen. Insbesondere der Teil über die Entstehungsgründe von Konzentrationslagern im Nationalsozialismus und die Konstruktion des Feindbilds Jude ist sehr lehrreich.
Neben den Theorien Hannah Arendts lernt das Publikum aber auch etwas über Freundschaft. An der Darstellung der Freundschaft dieser zwei großen Frauen des 20. Jahrhunderts werden Werte deutlich, die auch heute noch eine gute Freundschaft ausmachen. Denn „nicht einverstanden sein ist die Sache die Freundschaft erst ausmacht“.
Und obwohl Hannah Arendt – wie wir von Mary McCarthy in diesem Stück erfahren - bereits zu Lebzeiten nachgesagt wurde, dass ein Gespräch mit ihr manchmal dem mit einer Toten gleicht, ist dieses Theaterstück hochgradig lebhaft.
Weitere Vorstellungen findet ihr hier:
https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/two-women-waiting-for.html